Interview: Brigitte Theißl

Der Begriff „Fake News“ wird in den unterschiedlichsten Kontexten verwendet. Was sind Fake News genau und wie unterscheiden sie sich von einer bloßen Falschmeldung?
Es gibt zwei ganz wichtige Unterschiede. Falschmeldungen passieren uns im Journalismus immer wieder, z. B. durch mangelnde Recherche, vielleicht auch tatsächlich durch Voreingenommenheit. Es entstehen dann fehlerhafte oder falsche Nachrichten. Aber das passiert nicht gezielt, es ist ein Versehen.

Fake News hingegen sind bewusst falsch, um damit Geld oder Politik zu machen. Der Begriff hat leider auch Schwächen. Viele falsche Geschichten sind nämlich nicht komplett erfunden, sondern sie sind halb falsch, es wurde etwas hinzugedichtet. Und hier liegt der zweite große Unterschied: Eine wirklich neue Erscheinung sind unseriöse Seiten, die sich journalistisch geben, aber mitnichten einen journalistischen Anspruch erfüllen. Auf diesen Seiten spielen grundlegende Dinge wie der Gegencheck von Fakten, das Nachfragen im Zweifel keine Rolle. Wir haben es mit meinungsgetriebenen Seiten zu tun, die sich nicht unbedingt darum kümmern, ob etwas stimmt oder nicht, sondern Stimmung machen wollen. Z. B. die Webseite „pi-news.net“, kurz für „Politically Incorrect“, die islamfeindliche Texte publiziert. Oder die österreichische Webseite unzensuriert.at, die ein deutliches Naheverhältnis zur FPÖ hat und offensichtlich Stimmung im rechtspopulistischen Sinn macht.