Anfang 2018 zeigte sich die wirtschaftliche und politische Unzufriedenheit der ärmeren Teile der iranischen Bevölkerung in Massenprotesten. Die Proteste gingen von einer Spaltung zwischen Hardliner*innen und der Regierung aus. Ende 2017 riefen die Hardliner*innen in der Stadt Mashhad im Osten Irans zu einem Protest gegen die Regierung Rohani auf. Eigentlich wollten sie die wirtschaftliche Unzufriedenheit der Bevölkerung für ihre Politik instrumentalisieren. Der Plan schlug fehl – innerhalb von wenigen Tagen im Dezember 2017 und Januar 2018 erreichten die Proteste mehr als zwanzig iranische Städte und brachten soziale Fragen in einen direkten Zusammenhang mit der Politik des Staates. „Hardliner, Reformisten, eure Zeit ist vorbei“ und „Die Bevölkerung ist verarmt, die Herrschenden leben göttlich“ sind zwei Parolen, die sie sehr gut charakterisieren. Abseits dieser Proteste konnte man zeitgleich eine Aktion in Teheran beobachten, die die Menschen auf die Unterdrückung von Frauen aufmerksam machte. Eine Frau namens Vida Movahed hängte ihr Kopftuch an einen Ast und stieg damit auf einen Stromkasten. Sie hielt den Ast hoch und ließ sich von niemandem ablenken, bis die Polizei sie festnahm. Für diese Aktion suchte sie sich die „Revolutionsstraße“ in Teheran aus.

Das Bild wurde während der Massenproteste in Sozialen Netzwerken im Iran, aber auch in zahlreichen westlichen und iranischen Medien weit verbreitet. Weil zunächst nicht klar war,

wie die Frau hieß, wurde sie die „Tochter der Revolutionsstraße“ genannt. Es gibt unterschiedliche Gründe dafür, dass dieses Bild so schnell in Umlauf gelangte. Den iranischen Frauen, die seit der Gründung der Islamischen Republik in ihrer Identität als Frauen angegriffen werden, sich aber permanent gegen diese Unterdrückung wehren, wurde durch diese Aktion ein Gesicht verliehen. Das Bild, das Vida Movahed nach Jahrzehnten der Marginalisierung und des zivilen Ungehorsams in die Welt gesetzt hat, widersetzt sich einer Erzählung, die die Subjektivität der iranischen Frau weder in der iranischen Gesellschaft noch in den westlichen Medien anerkannt hat.

Immer mehr Frauen haben in Teheran und in anderen Städten ähnliche Aktionen durchgeführt. Sie legten in der Öffentlichkeit ihre Kopftücher ab und blieben so lange stehen, bis die Polizei sie festnahm. Mittlerweile ist eine Haftstrafe zwischen zwei und zehn Jahren für diese performative Aktion vorgesehen. Der Vorwurf lautet: „Propaganda gegen den…