Von der Aktivist*innengruppe toxic roses – flowerjustice

In Europa verschenken die Menschen gern Rosen an ihre Liebsten – besonders an Festtagen wie dem Muttertag. Ein großes Geschäft für die internationale Blumenindustrie.
Aber woher kommen diese Rosen eigentlich? Wer pflanzt sie an und unter welchen Bedingungen? Wir, die Aktivist*innengruppe toxic roses – flowerjustice, gehen diesen Fragen nach und beschreiben hier unsere Arbeit und Absichten.

Wir sind Frauen aus Kenia und Deutschland und kamen zusammen, um zu analysieren, welche Auswirkungen die kommerzielle Blumenindustrie in Kenia auf die Arbeiter*innen und die Gemeinden in den Anbaugebieten hat. Anfangs wurde die Blumenindustrie wegen der damit verbundenen Beschäftigungsmöglichkeiten als wirtschaftssteigernd und Mittel zur Armutsbekämpfung gesehen. Jahrzehnte später hat sie sich zu einer der tödlichsten menschlichen Katastrophen und einem Armutsbereich entwickelt.

©Zoltan Tasi

Man kann sich fragen, wie das kommt. Vor allem, wenn man weiß, dass die Blumenindustrie fünf Prozent des kenianischen Bruttoinlandsprodukts erwirtschaftet. Und wenn man außerdem weiß, wie teuer es in Europa und anderen Ländern ist, einen Blumenstrauß zu kaufen, insbesondere Rosen. Um dies zu beantworten, muss man das gesamte kapitalistische System in Bezug auf die Ausbeutung von Arbeitskräften, natürlichen Ressourcen und Süßwasser und die Verwendung/Entsorgung von Chemikalien, die für die Züchtung der Rosen genutzt werden, betrachten.

Frauen bilden die Mehrheit der Arbeiter*innen in der Blumenindustrie  und sind so diejenigen, die am meisten unter den Widrigkeiten zu leiden haben. Die eingesetzten Chemikalien haben gesundheitliche Auswirkungen: Die Arbeiter*innen erkranken an Krebs, verlieren Babys und gleichzeitig ihre Arbeitsplätze. Unsere Gespräche mit einigen der betroffenen Frauen ergaben ein Bild des Elends. Dabei macht es keinen Unterschied, ob man in den sogenannten Fair-Trade-Blumenfarmen arbeitet oder nicht: Der Kapitalismus und die Korruption regieren die Welt dieser Blumenindustrie.

Deshalb haben wir beschlossen, Menschen, die Blumen kaufen und mögen, darauf aufmerksam zu machen, wie sich das auf diejenigen auswirkt, die in der Branche arbeiten. Wir alle lieben Blumen und werden uns weiterhin an ihnen erfreuen, aber wir müssen schauen, wie wir den Frauen, die in dieser Branche arbeiten, zu besseren Arbeitsbedingungen verhelfen können. Wir setzen uns ein für angemessene Arbeitskleidung, gute Löhne sowie medizinische Versorgung. Vor allem aber müssen die Unternehmen für die Klimaprobleme verantwortlich gemacht werden, die durch den unangemessenen Einsatz von Frischwasser und die Entsorgung der Chemikalien verursacht werden.

Dass hier in Armut lebende Menschen benutzt werden, um Profit einzufahren, ist ein offenes Geheimnis. Sobald die Gewinne schwinden, werden die Geschäftemacher weiterziehen. In andere afrikanische Länder, so wie es bereits geschieht. Dort verkaufen sie erneut ihre kapitalistischen Ziele als Hilfe für die Gemeinden und wirtschaftliche Unterstützung für das Land. Aber in Wirklichkeit geht es nur um den Profit.