Von Hannah Schultes

Zwischen 2016 und 2035 soll sich laut der Internationalen Luftverkehrsvereinigung der gesamte Flugverkehr ungefähr verdoppeln. 1200 Flughafenneu- und ausbauten sind weltweit in Planung und werden zur Zerstörung von Ökosystemen, Vertreibung von Anwohner*innen und Gesundheitsschäden führen. Horrorzahlen zum Thema Schadstoffemissionen durch Flugverkehr prägten die medialen Debatten der letzten Monate. Von „Flugverzicht“ und „Flugscham“ war die Rede und viele Beiträge folgten dem Tenor: Jeder, der fliegt, ist einer zu viel. Glaubt man den Medien und einigen NGOs sind jedoch nicht nur Fliegen, sondern auch Kaffeeverbrauch, Zigarettenkonsum, Fleischessen, Bahnfahren, Geräte auf Stand-by und Haareföhnen bekämpfenswerte „Klimasünden“. Das Streamen von Serien und Videos ist anscheinend so fatal, dass die „NZZ“ es als „das neue

Fliegen“ bezeichnete – denn der Anteil der Informations- und Kommunikationstechnologie-Branche an den weltweiten Treibhausgasemissionen ist laut „NZZ“ mit 3,7 Prozent fast doppelt so hoch wie der Beitrag der zivilen Luftfahrt.

©Katrin Koenning

Das große Interesse an den medialen Beiträgen zum individuellen Konsum in sich als progressiv verstehenden Kreisen zeigt: Als Klimasünder*in will wirklich niemand gelten. Wer aus diesem Grund darauf achtet, Strom zu sparen, kein Fleisch isst, die Möglichkeit von kurzen Flugreisen nicht wahrnimmt oder kein Auto besitzt, fängt im Sinne einer Selbstveränderung schon mal an mit der ökologischeren Konsumweise. Wer die Veränderung von Konsumentscheidungen jedoch als Lösung propagiert, verkennt die zentralen Ursachen der drohenden Klimaapokaly…