Von Ina Freudenschuß

Ich widerspreche, also bin ich. Was könnte eine kritische Position klarer markieren als dieses an Descartes’ „Cogito ergo sum“ angelehnte Bonmot? Genauso lautet der Titel des österreichischen Beitrags zur diesjährigen Venedig-Biennale. Bespielt wird der Pavillon von einem Aushängeschild der feministischen Performancekunst, Renate Bertlmann (Jahrgang 1943). Sie stellt dort erstmals allein als Frau aus, was den symbolischen Kraftakt der Schau noch zusätzlich befeuert.

©Jasper Kettner

Renate Bertlmann ist Teil einer Generation von Künstlerinnen, deren Initialzündung die Unsichtbarkeit und Ausgrenzung aus dem anerkannten männlichen Kunstraum war. Wie viele empowerte Künstlerinnen in den 1970ern näherte sie sich diesen Erfahrungen nicht über die damals als hegemonial verstandene Malerei, sondern über die vermeintlich minderwertigen, aber eben auch unbesetzten Medien Fotografie, Video und Performance.

Ihre bevorzugten Themen: Gewalt, Scham, die stigmatisierten Körper von Männern und Frauen, sexuelle Gewalt. Tabuthemen zu einer Zeit, in der die Zweite Frauenbewegung gerade erst angefangen hatte, das Private als politisch zu titulieren. Bis heute durchzieht Bertlmanns Werk, dass sie eine von diesen missachteten Outsidern war, die aus einem „Makel“ (ihrem Geschlecht) eine Tugend machten und eine alternative Erzählung durch feministische Kunst erzeugten. Ihre Ausstellung bei der diesjährigen Biennale ist eine Hommage an dieses Narrativ, das bei Bertlmann mit ihrer künstlerischen Lebensleistung zusammenfällt. Dies zeigt sich auch dadurch, wie die Künstlerin über ihre eigene Arbeit spricht. Ihr gehe es nicht um eine historische Kommentierung des österreichischen Pavillons, sondern sie wolle den Bau umarmen, ja, „vereinnahmen“, wie sie in diversen Interviews betont.

Das ist ihr mit der Installation auch tatsächlich gelungen. Über dem Eingang prangt in eleganter überlebensgroßer Schreibschrift „Amo ergo su…