Von Ayesha Khan

In Serien, Büchern und Tweets – immer häufiger begegnen uns die Begriffe „Trigger“ und „Triggerwarnung“, aber was bedeuten sie? „Trigger“ ist der englische Begriff für „Auslöser“ und wird in Physik, Elektronik und Tontechnik, aber auch in Biologie, Medizin und Psychologie genutzt. Ein Beispiel: Kriegsüberlebende können durch (Knall-)Geräusche wieder an Krieg erinnert werden und daraufhin z. B. eine Panikattacke erleiden. In Suchtkontexten können dysfunktionales Verhalten und Rückfälle getriggert werden. Aus dem Bereich der Medizin und Psychologie wurde der Begriff „Trigger“ auch in politische Diskurse getragen. So sollen Triggerwarnungen vor Texten oder im Vorspann von Serien die Leser*innen darauf aufmerksam machen, dass manche Flashbacks auslösen können.

Trigger können Geräusche, Orte, aber auch Gerüche sein. Im Alltag können Menschen die Konfrontation mit diesen Triggern selten vermeiden. Im Internet versuchen einige, das zu kontrollieren. Der Hinweis „Triggerwarnung: Gewalt“ am Anfang eines Textes ermöglicht den Leser*innen, vorher abzuwägen, ob sie weiterlesen wollen. Betroffene fordern das besonders bei der Darstellung von sexualisierter und rassistischer Gewalt und Gewalt gegen LGBTIQ. Pädagog*innen und betroffene Schüler*innen und Student*innen sind auch für ihre Einführung bei gewissen Lehrinhalten. In Funk und Fernsehen ist es schon seit Längerem geläufig, die Zuschauer*innen vor bestimmten Inhalten zu warnen. Diese Praxis wurde teilweise auch im Internet so weitergeführt. Denn dort finden immer öfter politische Kämpfe und Debatten statt, sei es zu antirassistischen, queeren oder feministischen Themen.

Anfang der 2000er-Jahre führten Diskussionen an US-Universitäten dazu, dass der Begriff der Triggerwarnung zunehmend Raum im politischen Diskurs fand. Studierendenorganisationen setzten sich gezielt dafür ein, Inhalte, die Menschen triggern könnten oder die Gewalt gegen Minderheiten beinhalten, zu kennzeichnen. Auch auf feministischen Blogs und in Foren fand zu der Zeit eine ähnliche Debatte statt. So ist auch eine innerlinke Diskussion entstanden: Befürworter*innen und Kritiker*innen von Triggerwarnungen gibt es in jeder linken Strömung. Während einige Linke, meist aus dem queerfeministischen Spektrum, meinen, dass Triggerwarnungen und ein achtsamer Umgang im Netz wichtig seien, glauben u. a. Linke aus dem ideologiekritischen Spektrum, dass Triggerwarnungen übertrieben seien und Diskussionen erschweren. (Auf Plattformen wie Twitter fällt auch schon mal der Begriff „Zensur“.) Die einen seien viel zu emotional, die anderen würden traumatische Erfahrungen nicht ernst nehmen. Die einen glauben, dass Triggerwarnungen Safer Spaces, also Räume, in denen sie sich möglichst angstfrei bewegen können, ermöglichen. Die anderen halten sie für eine Art Sprechverbot und ein Phänomen linker Identitätspolitik.

Dabei soll das Aussprechen bestimmter Worte, Begriffe etc. gar nicht verboten werden. Sie sollen bloß mit einer Triggerwarnung versehen werden. Kritiker*innen dieser Praxis befürchten auch, dass Triggerwarnungen letztendlich dazu führen könnten, dass kritische Texte an Universitäten gar nicht mehr besprochen werden. Es gibt außerdem noch eine weitere Gruppe von Menschen im Netz, die den Begriff gerne nutzt: rechte Trolle und solche, die sich über psychische Erkrankungen lustig machen und „triggered“ sarkastisch nutzen.

Wie es nun meistens in Diskussionen unter Linken der Fall ist, ist noch keine Lösung in Sicht. Aber in der Zwischenzeit könnten wir alle versuchen, uns zumindest nicht absichtlich gegenseitig zu verletzen.

Dieser Text erschien zuerst in Missy 05/19.