Von Sophie Charlotte Rieger

Als die Wirtschaftsstudentin Waad al-Kateab beschließt, die ersten politischen Aktionen an ihrer Universität in Aleppo zu dokumentieren, ahnt sie noch nichts vom nahenden Bürgerkrieg. Doch selbst, als die Bomben fallen und das Chaos ausbricht, macht sie einfach weiter. Selbst, als sie schwanger wird, selbst, als ihre Tochter Sama geboren wird. Das kleine Mädchen ist nun zugleich eine Quelle der Hoffnung wie auch der größten Angst. Sama motiviert ihre Mutter, weiter für eine bessere Welt zu kämpfen, und führt ihr zugleich die tägliche Lebensgefahr vor Augen: „I don’t want to die“, spricht die Filmemacherin

schließlich in ihr Videotagebuch. Und so ist „Für Sama“ nicht nur ein Film über Aleppo, sondern auch ein Film über Mutterschaft. Und ein Film über die große Frage nach dem Gehen oder Bleiben, die sich alle Menschen in Krisengebieten stellen müssen. Waad al-Kateab nimmt ihr Publikum im Voiceover mit auf diese Gedankenreise, während sie auf der Bildebene das Ausmaß der Gewalt und des daraus resultierenden Leids sichtbar macht. Schwerverletzte und sterbende Kinder, klagende Mütter, Blut. Die wackelnde Handkamera, die hektisch und suchend durch Aschewolken taumelt, erzeugt eine zuweilen schier unerträgliche Nähe zum Geschehen. Und in der Narration der Ereignisse und der sie begleitenden Filmmusik liegt durchaus eine emotionale Daumenschraube. „Für Sama“ will sein Publikum nicht nur berühren, sondern bedrücken und verstören. Aber nicht aus Selbstzweck, nicht als Effekthascherei, sondern um die Not spürbar zu machen. „Für Sama“ ist mehr als die Aneinanderreihung von Gräuelbildern.

Tatsächlich haben…