Von Vina Yun

Ihr ist der Erfolg feministischer Comics mitzuverdanken, etliche Comiczeichner*innen wurden von ihr inspiriert. Sogar die Band Le Tigre huldigte der 1965 in Montréal geborenen Künstlerin in ihrer Feminismushymne „Hot Topic“: Julie Doucet. Beinahe dreißig Jahre ist es her, dass der Comicverlag Drawn & Quarterly auf Doucets DIY-Comiczine „Dirty Plotte“ aufmerksam wurde. Zwölf Ausgaben von „Dirty Plotte“ („Plotte“ ist der frankokanadische Slangausdruck für „Möse“) wurden daraufhin zwischen 1991 und 1998 veröffentlicht, es

folgten mehr als ein Dutzend weiterer Comicbücher.

Doucets Comics, zumeist autobiografisch inspiriert, versammeln tagebuchartige Einträge aus dem Alltag der ehemaligen Kunststudentin und bizarre Traumgeschichten. Immer wieder geht es dabei um die gesellschaftlichen Zuschreibungen und Erwartungen an Frauen, wie sie sich vor allem in der Disziplinierung des weiblichen Körpers manifestieren. Dem Status quo begegnet Doucet mit surrealem Humor: glatte Beine? Ist nicht, wenn man beim Rasieren die gellenden Schreie der Haare wahrnimmt. Und Obacht, wenn ausgerechnet in der schwersten Phase der Periode die Tampons ausgehen! Denn dann mutiert die Menstruierende zum Riesenmonster, das die Stadt mit unheilvollem Blut überflutet. Doucets Comicprotagonistin säuft, vögelt, masturbiert, ist genervt von Lohnarbeit und Kreativitätsdruck und lebt daheim im Chaos, wo die Haushaltsgegenstände ein rebellisches Eigenleben entwickeln. Die gewalttätigen Aktionen der Figur – so werden etwa männliche Bewunderer zerstückelt und kastriert …