Im November 2019 wurde in diversen Medien über den Fall von Diana O. berichtet. Diana, eine trans Frau, saß in Untersuchungshaft in einem Männerknast, obwohl ihr Personenstand im Pass weiblich ist. Vor Gericht konnten sich die zuständigen Polizisten dann plötzlich nicht mehr daran erinnern, warum sie Diana überhaupt festgenommen hatten. Ging es um eine Verkehrskontrolle oder hatten sie Diana durchsucht, weil sie aus einem Bordell kam und dabei nervös aussah? Diana wurde aufgrund dieser Ungereimtheiten zunächst freigelassen, ihr Anwalt plädiert auf Freispruch. Dianas Fall ist das bekannteste Beispiel einer gesetzeswidrigen Unterbringung von trans Personen in deutschen Gefängnissen. Jedoch ist er kein Einzelfall.

„Hattest du schon mal mit der Presse zu tun?“, frage ich Franzi, nachdem wir unsere Fahrräder abgeschlossen haben. „Wenn dir langweilig ist, google doch mal ‚Franzi die Terror-Transe‘“, sagt Franzi und lacht. Nach dem Treffen finde ich die Artikel im Internet: Zwischen 2008 und 2015 überbieten sich „BZ“, „Berliner Kurier“ und „Bild“ darin, Franzi transfeindlich zu beleidigen, und fordern, sie einzusperren bzw. nicht mehr freizulassen. Franzi hat den Ort für das Interview ausgesucht: ein Friedhof in Alt-Stralau, direkt an der Spree. Das sei einer der letzten ruhigen Orte in der Neubausiedlung mit all den joggenden Yuppies. Wir sitzen am Wasser und die Sonne scheint.

Missy Magazine 03/20, Reportage, Trans im Knast
Ann Kathrin Warter

Franzi fängt direkt an zu erzählen. Mit vollem Namen heißt sie Franziska Ludwig und ist 56 Jahre alt. „Als Frau bin ich 15“, ergänzt sie. Franzi berlinert und hat viele Anekdoten auf Lager. „Meine ersten Knasterfahrungen habe ich in der DDR gemacht. Ich war schon immer politisch aktiv und habe mich im Osten für Bürger*innenrechte eingesetzt. 2007 kam ich dann zum ersten Mal geoutet in den Knast. Seitdem wurde ich immer wieder verknackt.“ Franz wohnte Anfang der Nullerjahre im Prenzlauer Berg, als es dort mit der Gentrifizierung losging. „Auf der Straße bekam ich richtig schnell Stress. Autos hielten an, Leute sprangen raus und verprügelten mich. Es war offensichtlich, dass Menschen wie…