Von Merle Groneweg
Illustration: Diana Ejaita

Vor Kurzem kam ich mit gebrochener Nase, ausgeschlagenen Zähnen und etwas Weltschmerz nach Hause. Mein Mitbewohner begrüßte mich: „Na, kleines Küken, du siehst aus, als hättest du dir den Feminismus erkämpft.“ Was wohl wahr ist, denn in den Folgetagen umsorgten mich zahlreiche cis Männer liebevoll mit Einkäufen, Suppen und Emo-Talks. Sieben schwule Männer, ein Kind, eine queere und eine hetero Frau – in dieser

Konstellation bewohnen wir mehrere Wohnungen in einem Haus mitten in Berlin. Begonnen hat alles mit einer schwulen WG, die gute Kontakte zur Hausverwaltung pflegte. So konnten freie Wohnungen an Freund*innen und Partner vermittelt werden. Denn die meisten der (erwachsenen) Boys sind in komplexen Polybeziehungen miteinander verbunden – und je nachdem, wie es da gerade so läuft mit Begehren, Eifersucht und Kommunikation, finden wir alle uns entweder in einem schwulen Paradies oder einer düsteren Dystopie wieder. Da wackelt schon mal das ganze Haus, und ich frage mich manchmal, wie ich da eigentlich reingeraten bin. Und weiß es doch ganz genau: Liebe wird hier großgeschrieben und damit die Bereitschaft, sich ehrlich miteinander zu beschäftigen.

Missy 04/20 - Banden bilden
© Diana Ejaita

Mit dieser Haltung sind…