Puppen und Kinderbuchheld*innen, die nicht dem Stereotyp weiß, nicht-behindert, heterosexuell und bildungsbürgerlich entsprechen – ein als „Kultur- und Kreativpiloten Deutschland“ ausgezeichnetes Unternehmen setzt sich für eine Gesellschaft auf Augenhöhe ein.

Mehr zur Auszeichnung Kultur- und Kreativpiloten Deutschland und wie man sich bewerben kann erfahrt ihr hier.

„Es gibt da doch diese Schwarze Barbie aus dem Film ‚Küss den Frosch‘?“ Als Olaolu Fajembola und Tebogo Niminde-Dundadengar 2017 auf Investorensuche waren, stießen sie nicht nur einmal auf verwunderte Rückfragen. „Ja. Eine. Nur eine! Genau das ist das Problem“, antworteten die beiden Wahlberlinerinnen. Ihre Geschäftsidee: Ein Online-Shop, der gebündelt Spielsachen und Bücher anbietet, die nicht die gängigen Prototypen von Geschlecht, Hautfarbe, Familienkonstellation oder Religion bedienen. Das, was die beiden Schwarzen Frauen in ihrer eigenen Kindheit im Deutschland Mitte der 1980-er Jahre nicht hatten – und auch mehr als 30 Jahre später immer noch fehlte. „Nicht nur nach Schwarzen oder asiatischen Puppen, auch nach Kinderbüchern, in denen nicht-weiße Kinder die Hauptrolle spielen, muss man heute noch sehr lange suchen – nur mit Glück findet man welche auf Englisch oder in Antiquariaten“, sagt Tebbi, wie sie alle nennen. Ebenso unterrepräsentiert seien auch muslimische Kinder, solche mit Behinderungen oder aus queeren Familienverhältnissen.

© Ciani Sophia Hoeder

Mit ihrem Shop sollten Eltern nicht mehr suchen müssen, sondern finden. Aber auch, wenn den möglichen Geldgeber*innen das Problem im Verlauf der Gespräche klar wurde, taten sie sich schwer damit, eine echte Notwendigkeit in der Geschäftsidee zu sehen. Irgendwann waren es die beiden Mütter leid: „Wir haben unser Geld zusammengekratzt und die Sache selbst in die Hand genommen“, erzählt Tebbi. Im August 2018 ging der Tebalou-Shop online. Olaolu bemerkt: „Die Resonanz aus unseren Communities war von Anfang an sehr gut“. Neben Eltern gehören auch immer mehr Kitas und Kindergärten zu den Tebalou-Kund*innen. „Wir können von den Geschäften leben“, sagt Tebbi. Geholfen bei ihrer rasanten Entwicklung habe auch die Auszeichnung als Kultur- und Kreativpiloten Deutschland: „Für einige Leute waren wir trotz unseres Erfolgs in der ‚Zwei Frauen versuchen mal was‘-Nummer gefangen“, sagt Tebbi. „Mit der offiziellen Bestätigung der Bundesregierung, dass das was wir machen, kreativ, gut und wichtig ist, werden wir nun von allen ernst genommen“, fügt Olaolu hinzu.

© Ode Dombrowe

Das spiegelt sich auch in vermehrten Anfragen für Beratungen und Workshops zum Thema Diskriminierung und Rassismus wider, die durch den Mord an George Floyd und die weltweiten Anti-Rassismus-Proteste noch einmal stark zugenommen haben. Solche Beratungsdienstleistungen, insbesondere im Bereich „Diskriminierung in der frühkindlichen Bildung“, wollen die Psychologin Tebbi und die Kulturwissenschaftlerin Olaolu künftig auch weiter ausbauen. Spielzeug und Bücher, die Diversität als Selbstverständlichkeit darstellen, seien dabei die elementare Grundlage, sagt Olaolu. Aber auch direkte Intervention, wenn Kinder rassistische Bemerkungen fallen lassen. Gerade Dreijährige hätten ein großes Gerechtigkeitsgefühl – Kitas und Kindergärten seien daher ideale Orte, um mit Gesprächen über das Thema anzufangen. Oft seien die Kinder richtiggehend empört, wenn sie begriffen haben, was Rassismus ist, und wollen es besser machen, sagt Olaolu. Und das ist der wichtigste Schritt für die nötige gesellschaftliche Veränderung.

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