Nachdem die in Berlin lebende Künstlerin Eilis Frawley im Februar ihre Debüt-Solo-EP „Never Too Emotional“ rausgebracht hat, legt sie direkt nach: Im Oktober folgt mit „Adult Life“ die zweite Solo-EP der ehemaligen Drummerin der Bands Party Fears und I Drew Blank. Die erste Single „Stats“ wird am 28.08. über Reckless Yes veröffentlicht.
Darin bleibt sie ihrem ganz eigenen Stil treu und kombiniert Drum-Rhythmen mit Spoken Word. Inhalt: Statistiken zu Geschlechterungleichheiten und Gewalt gegen Frauen.

© Emma Taggart

Dazu droppt sie ein buntes Musikvideo, das von der strukturellen Lebensrealität von Frauen erzählt. Von der Lissabon-based Illustratorin/Animatorin velcro (@vlkrr) animiert ist das Video so direkt und anschaulich wie der Text. Die Statistiken werden visuell untermalt und die ein oder andere feministische (Verteidigungs-)Fantasie ausgelebt. Eilis Frawley ist mit „Stats“ und dem dazugehörigen Video ein kleines Gesamtkunstwerk mit Informationsgehalt gelungen, das visuell unterhaltsam, musikalisch cool und inhaltlich unapologetically feminist ist.

In deinem Song „Intellectual Men“ (von deiner EP „Never Too Emotional“) thematisierst du Mansplaining, in „Stats“ sprichst du über die vielen Benachteiligungen, mit denen sich Frauen in einer patriarchalen Gesellschaft konfrontiert sehen. Welche Rolle spielt für dich Musik, wenn es darum geht, feministische Botschaften zu kommunizieren und Aufmerksamkeit auf soziale Probleme zu lenken?
Musik hat das Potenzial, viele soziale Themen zu adressieren. Sie ist einfacher (und schneller) zu „verdauen“ als andere Formate – und das kann so kraftvoll sein. Ich stelle mir das als Keks vor, der mit Sahne gefüllt ist: Die Sahne ist die Botschaft und der Keks ist der Song. Und wer mag keine Kekse?

Wie entstand die Idee, in „Stats“ über all die Struggles und sozialen Ungerechtigkeiten, die Frauen tagtäglich erleben, in so einer direkten Art und Weise zu sprechen?
Ich bin immer wieder schockiert, wenn ich Statistiken zu Geschlechterungleichheit in den Nachrichten sehe, aber ich kenne eigentlich so viele Frauen, die diese Ungleichheiten tatsächlich erleben. Wir sind also alle Teil dieser Statistiken. Ich wollte eine Perspektive bieten, die keine Meinung ist. Über Fakten kann man nicht streiten.

©Janina Gallart

Wie kam es zum Videokonzept für „Stats“ und wie lief der Arbeitsprozess mit der Animatorin?
Nicole ist die Künstlerin hinter @vllkr und ich bin verliebt in ihre Arbeit, ihre Figuren und wie sie Farben einsetzt. Ihr Stil ist so besonders – spielerisch und ernst zugleich. Als ich ihre erste Skizze für das Video sah, wusste ich sofort, dass ich mein Projekt in die richtigen Hände gegeben habe. Nicole hat sehr hart daran gearbeitet und mir zwischendurch immer wieder Snippets geschickt, die mich erwartungsvoll auf das Ergebnis haben warten lassen. Ich könnte nicht glücklicher sein.

Was hat sich für dich seit Beginn deiner Solokarriere verändert – im Vergleich zu deiner Zeit als Schlagzeugerin für Party Fears und I Drew Blank?
Es gibt für mich nun viel mehr Möglichkeiten, schräge, unkonventionelle und drumlastige Songs zu kreieren – genau das, wonach ich mich gesehnt habe. Manchmal ist es ein wenig einsam, aber dafür bewegt sich auch alles in einem schnelleren Tempo. Der größte Unterschied, den ich bemerkt habe, ist, dass die Leute normalerweise wissen, was sie von einer Band erwarten können – aber was soll man von einer Solo-Drummerin erwarten? Da wird es verwirrend. Das ist etwas, das die Leute entweder lieben oder hassen – daran musste ich mich gewöhnen.