Von Michaela Drenovaković

Normalerweise wäre sie jetzt auf Tour. Denn Albertine Sarges ist irgendwie immer auf Tour. Kein Wunder, arbeitet sie doch zeitweise in sechs Bands und Projekten, die alle viel auf Achse sind. Da wäre die Zusammenarbeit mit Kat Frankie oder Holly Herndon. Oder die Band Itaca, in der sie unter dem Pseudonym Ossi Viola mit Kompagnon Lo Selbo den schönsten Italo-Synth- Wave ever einspielt. Sehr zu empfehlen seien hier die Itaca-DJ-Sets, in denen die beiden Italo-Pop- Perlen auflegen. Da im Moment aber nichts normal ist, ist Tanzen gerade nicht, Touren auch nicht so richtig. Wir alle verharren in der Covid-19-Starre. Die Quarantäne Anfang 2020 sorgte dafür, dass Albertine Sarges die Zeit in ihren vier

Wänden nutzen konnte, um die erste Veröffentlichung mit ihrer Band The Sticky Fingers anzuschieben. Das gleichnamige Album liefert acht Songs, alle sehr unterschiedlich, von Riot-Grrrl-Rock bis zu sweetem Pop ist alles dabei. The Sticky Fingers hat übrigens keinen Bezug zu den Rolling-Stones- Rock-Opis, sondern entstand‚ als Sarges vor einer Bandprobe selbst gemachtes Honig-Salz-Popcorn reichte – und alle mit klebrigen Fingern zu den Instrumenten griffen.

Missy Magazine 06/20 - Musikaufmacher
© Christian Mamoun for Projet Chez Toi

Thematisch geht es auf dem Album divers zu: Feministische Theorien und Gender-Stereotype greift sie auf, genauso wie mentale Gesundheit. Denn Sarges fand durch den Tod ihres Vaters zur Musik. Sie verarbeitete Trauer, sie kämpfte mit Depressionen u…