Devi hat drei Wünsche: 1. weniger Haare auf den Armen. 2. auf Partys eingeladen werden, auf denen es Drogen gibt (um souverän ablehnen zu können). 3. einen heißen Boyfriend. Kurz gesagt: beliebt sein. Hinter der 15-jährigen Tochter einer indischen Einwander*innenfamilie liegt ein richtiges Scheißjahr, in dem nicht nur ihr Vater starb, sondern in dem sie zu allem Überfluss auch noch drei Monate lang gelähmt im Rollstuhl saß. Das sollen alle Mitschüler*innen ganz schnell vergessen. Devi ist bewusst, dass das nicht gerade leicht wird als Klassen(zweit)beste und als Teil eines nerdigen Dreiergespanns. „Wir sind nicht cool“, stellt sie nüchtern fest. Hochmotiviert, das zu ändern, weiht sie ihre Freundinnen Fabiola und Eleanor in ihren Plan ein: „Wir erfinden uns dieses Jahr neu!“ Konkret bedeutet das für jede der drei, sich einen Freund zu angeln, „der nicht völlig unerreichbar ist“ und sie „aufwärmt“. Nervig, dass Devis Therapeutin statt über Jungs mit ihr über den Tod ihres Vaters sprechen möchte. Dabei weiß Devi genau, was sie will: „Ich bin bereit zu poppen.“ Die Trauer um ihren geliebten Vater verarbeitet sie in (Tag-) Träumen. In Auseinandersetzungen mit ihrer strengen Mutter, von der sie sich nebenbei auch noch „emanzipieren“ möchte, lässt sie all ihren Frust ab.

Vor lauter Zielstrebigkeit vernachlässigt Devi zwischenzeitlich ihre Freundinnen, schießt manchmal übers Ziel hinaus und flunkert ein bisschen zu viel. Sie zeigt uns aber auch, dass es sich lohnt, die Messlatte hoch zu legen. Wer – wie Devi – fragt, bekommt. Etwa ein (Sex-)Date mit dem Schwarm, den man für unerreichbar hielt. Was wir noch von Devi und ihren Freundinnen lernen: dass Pläne antreiben, aber am Ende doch vieles anders kommt – und das gut so ist. Dass Verbissenheit einen kurz vor die Ziellinie bringen kann, aber eben nicht ganz bis ans Ziel. Dass manche Mädchen keinen Freund, sondern eine Freundin zum „Aufwärmen“ brauchen. Und dass eine Highschool-Clique auch ohne Blondine auskommt.

Die erste Staffel von Never Have I Ever läuft auf Netflix, eine weitere ist in Planung.

Dieser Text erschien zuerst in Missy 06/20.