Von Suzy Fountain

Die lesbische BDSM-Szene (BD: ,,Bondage and Discipline“, DS: „Dominance and Submission“, SM: „Sadism and Masochism“), eine Subkultur innerhalb einer Subkultur, war insbesondere in den 1980er- und 1990er-Jahren präsent und räumte mit so manchen Auffassungen bürgerlicher Lesben gründlich auf. Wie etwa, dass dem gesellschaftlichen Stigma der Homosexualität als Perversion mit „Respektabilität“ beizukommen sei. Ich erinnere mich noch gut an die toughen Dykes in Lack und Leder, die stolzen Ganges ins

Lokal spazierten und die ehrfürchtigen Blicke von uns Junglesben auf sich zogen. Insbesondere sie: Karin, eine kuhle Wampe von Butch, die direkt den heißesten Lesbenträumen entstiegen zu sein schien. Einmal tauchte Karin bei einer Party mit ihrer Partnerin auf, die sie an einer straff um den Hals gespannten Hundeleine durch die Menschenmenge führte.

Zugegeben, nicht wenige der SM-Dykes waren ziemliche Machos, die sich etwas zu gerne in Szene setzten. Trotzdem waren sie für mich die Ausgeburt an Coolness: unangepasst, sichtbar queer und die Anti-these zum gängigen Klischee vom lesbischen Blümchensex. Gleichzeitig flößte mir die Sache auch einen gewissen Respekt ein: Sadomaso? War Lesbischsein nicht schon „abartig“ genug? Bevor die feministischen Debatten über nicht-normative Sexualität und die „Sex Wars“ aus den USA den deutschsprachigen Raum erreichten, lebten die SM-Lesben (einige prominente Figuren wie Patrick Califia kennen wir heute als trans Männer) das, was die Queer-Theorie später ins Scheinwerfe…