Von Nanda María

Längst ist Secondhand-Fashion befreit vom verstaubten Image, befreit vom Stigma, nur von ökonomisch bedürftigen Menschen und „Ökos“ getragen zu werden. Das alles natürlich nur, solange sie cool genug aussieht – und ihre Träger*innen das Privileg haben, durch sie nicht „arm“ zu wirken. Abgesehen von der breiteren sozialen Akzeptanz, Secondhand zu tragen, steigt die Nachfrage nach nachhaltigeren Alternativen zu Fast Fashion und zum Konsum von Neuware überhaupt. Das haben auch große Fast-Fashion-Firmen begriffen.

International agierende Modekonzerne wie H&M, Zalando und AboutYou, die normalerweise mit Neuware handeln, haben deshalb den Verkauf von Secondhand-Ware als eine weitere Marktstrategie in ihr Firmenkonzept integriert. Dabei wird das sogenannte Re-Commerce- Geschäftsmodell genutzt. Das bedeutet, dass Firmen gebrauchte Ware von

Verbraucher*innen erwerben und diese im Internet auf (eigenen) Plattformen wieder verkaufen. Diese Art von Onlinehandel mit Secondhand-Artikeln ist von Plattformen und Apps wie eBay Kleinanzeigen oder Vinted (ehemals Kleiderkreisel), auf denen Konsument*innen von- und aneinander direkt kaufen und verkaufen sowie Preise untereinander verhandeln können, zu unterscheiden. Beim Re-Commerce legt die Firma als gewerbliche Händlerin den Verkaufspreis nach dem Ankauf so fest, dass sie selbst per Gewinnaufschlag direkt Profit generiert, wenn der Artikel verkauft wird.

Dabei kursiert manchmal auch ein neuer, aufgerüschter Begriff für Secondhand: „pre-owned Fashion“, wie es bspw. im Onlineshop bzw. in der App Zalando Zircle heißt. Verlockend sind Plattformen wie Zalando Zircle, weil man sich als Verkäufer*in nicht mehr darum kümmern muss, Fotos von jedem einzelnen Kleidungsstück zu machen und mit allen potenziellen Kund*innen zu kommunizieren, bis es zum Verkauf kommt − wie man es normalerweise in Apps wie Kleiderkreise…