Gründliches Lecken

In ihrer Videoperformance schleckt sich die Künstlerin Martina Morger durch die Pandemie.

Von  Agata Hofrichter

Martina Morger geht durch eine Pariser Einkaufsstraße, hält vor dem geschlos- senen Schuhgeschäft La Scarpa, streckt die Zunge raus und leckt am Schaufenster. Langsam fährt die rosa Spitze vor der leeren Auslage hoch, runter und wieder hoch. Nur kurz löst sie sich von der Scheibe, um erneut von unten nach oben zu lecken.

Dann entfernt Morger ihr Gesicht vom kalten Glas. Weiter geht’s. Ein Reisebüro bewirbt per Aushang Urlaub im Fünf-Sterne-Hotel Sugar Beach auf Mauritius. Zuckerstrand? Morger leckt. Eine Parfümerie, eine Immobilienagentur, ein Laden mit Maca- rons: Wie eine gustatorische Kundschafterin sondiert Morger das mondäne Viertel Marais und zeichnet mit ihrem Speichel Objekte der Begierde nach. Beim vergitterten Fenster eines Sushi-Restaurants fragt man sich, ob es gelingen wird. Doch dann drückt sie ihr Gesicht zwischen zwei Metallstäben hindurch und die

 

Missy Magazine 05/21, Kunstaufmacher,TW
© Martina Morger, Lèche Vitrines, Videoperformance 2020, Videostill, Foto: Lukas Zerbst, Courtesy die Künstlerin[/capti…

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