Von Eva-Maria Tepest
Illustration: Zora Asse

Das prägendste erotische Bild meiner Pubertät ist eine Szene aus „The L Word“.

Anno 1984 fahren Nonnen im Bus durch die Nacht, singen, schlafen und lesen das Buch „Lesbian Nuns“, um anschließend auf der Rückbank Sex zu haben. I am a sucker for Kink und Katholizismus – bis heute. Ich rufe „Oh mein Gott“, während ich komme, ich bitte Partnerinnen darum, mir von ihrer katholischen Mädchenschule zu erzählen, und checke Kirchen daraufhin ab, ob ich darin Sex haben könnte. Dabei war ich nie katholisch. In einem Workshop voller Queers bekennen wir uns eine nach der anderen dazu, einen Marienanhänger oder ein Glitzerkreuz zu tragen. Und die „Vice“ rief den Trend des „postmodern Catholic schoolgirl“ aus. Steckt dahinter mehr als ein 1990er-Revival? Was können Abtreibungsverbote und gefeuerte schwule Priester mit queerer Befreiung zu tun haben?

Klar ist: Die katholische Kirche ist ziemlich scheiße. Nichtsdestotrotz bietet der Katholizismus eine Fundgrube an Kinkiness. Maria voll der Gnaden? Das Niederknien zum Empfang der Hostie? Der Exzess der katholischen Rituale und ihre wilde Symbolik schreien danach, libidinös angeeignet zu werden. Kein Wunder, dass das St.-Andrews-Kreuz und Priestergewänder ein fester Bestandteil der BDSM-Kultur sind. Sie verleihen dem, was pervers ist oder abseits der Norm liegt, Würde und Legitimität. Und sie schaffen einen sicheren Raum für die sexuelle Unterwerfung.

Missy Magazine 06/21, Sexkolumne
©Zora Asse

Denn was mich neben der katholischen Fülle anturnt, ist die Repression: Während der Islam sich viel mehr auf „wie leben“ fokussiert, predigt das Christentum die Verzichtsethik. …