Von Merve Namlı

Sensible, sinnliche Schläge auf den Betonboden eines Kraftwerks. Wir sehen zwei glänzende Körper, die sich im Stil des türkischen Öl-Wrestlings, Yağlı Güreş, gemeinsam winden, umschlingen, berühren. Ein außerweltlicher Sound begleitet diese faszinierende visuelle Darstellung von Fleisch, das versucht, sich vom Schmerz des Rassismus, des Patriarchats oder des Kapitalismus zu befreien. Künstler*in caner tekers genreübergreifende Performance „Kırkpınar“ lädt das Publikum nicht nur dazu ein, Yağlı Güreş zu dekonstruieren, sondern ist auch symbolisches queeres Reviermarkieren. Begleitet von Klanglandschaften, die die Zuschauer*innen in einer scheinbar nie enden

wollenden, zirkulären Spannung halten, verhandelt „Kırkpınar“ Themen wie Gewalt, Unterdrückung, Lust und Aggression als Ausdrucksformen von Hypermaskulinität. Dabei wird auch betont, wie wichtig Mitgefühl, Akzeptanz und Consent als Bestandteile der widerständigen Körper sind.

Laut caner teker beginnen die rituellen Performances bereits vor der Aufführung, wenn sich teker und die Co-Performer*innen durch gemeinsames Schreien und Tantra-Praktiken einspielen. Nicht nur die Performer*innen, hofft teker, sondern auch die Zuschauenden durchlaufen einen transformativen Prozess, während sie zu Zeug*innen des Rituals werden.

Missy Magazine 01/22, Typenparade
© Agustín Farias

Mithilfe der Selbstbezeichnung als Überlebende*r, Unterstützer*in, Sexarbeiter*in und Choreograf*in…