Interview: Hengameh Yaghoobifarah
Fotos: Annie Tritt
Die deutschsprachige Übersetzung deines Romans „Detransition, Baby“ ist großartig. Oft scheitern große Verlage daran, eine zeitgemäße Sprache für queere Literatur zu finden. Stellst du besondere Bedingungen an den Übersetzungsprozess?
Ich gebe den Übersetzenden alle Freiheiten. In der brasilianischen Version wurde „queer“ als „LGBT“ übersetzt. Das würde ich selbst nie so sagen, queer und LGBT sind keine Synonyme.
Kennst du den TikTok-Sound „Something LGBT just happened to me“? Seitdem benutzen meine Freund*innen und ich „LGBT“ als Adjektiv, z. B.: „Wow, du siehst heute richtig LGBT aus.“
Das ist so lustig. Ein Fotograf meinte zu mir neulich: „Bist du eigentlich … entschuldige bitte, ich kenne deine ganzen Buchstaben nicht.“ Ich habe gesagt, das ist nicht schlimm, du
musst meine Buchstaben nicht kennen. Meine Buchstaben sind sehr privat, du kannst nicht einfach rumlaufen und Leute nach ihren Buchstaben fragen.
Und dann werden Buchstaben unterschiedlich übersetzt.
Es gibt den Trend zur Hegemonie englischer Begriffe. Debatten werden exportiert, ohne die Fragestellungen auf den jeweiligen Kontext anzupassen. Gleichzeitig drehen sich auch in den USA manche dieser Diskussionen im Kreis. Mir geht es nicht darum, zu sagen: So machen wir es auf Englisch und alle müssen sich daran orientieren. Da hat jede Sprache eine eigene Lösung. Außerdem sind Bezeichnungen nicht in Stein gemeißelt. Eine Zeit lang wurde trans im Englischen mit einem Asterix versehen, bis sich trans Leute darauf geeinigt haben, dass das Sternchen nervt.