Von Dominique Haensell

Ich weiß noch genau, wann ich zum ersten Mal davon erfuhr, dass Beyoncé sich als Feministin bezeichnet. Ich saß in einem Hair Salon in London, wo ich zum Studieren hingezogen war, und blätterte in einer Frauenzeitschrift, während ich auf den Brazilian Blow Out wartete, den ich mir mit einem Groupon-Deal ergattert hatte. In meiner Erinnerung verschmelzen die Tatsache, dass ich mir 2012 noch öfter die Haare glättete, dass London schon damals absurd teuer war, ich immer Geldsorgen hatte, der Umstand, dass Feminismus in Zeitschriften noch als „The F-Word“ betitelt wurde und dass ich dachte: „Aha, Beyoncé.“ Rückblickend bekommt dieser Moment, der Startschuss für mein Beyoncé-Fantum, einen irgendwie gesellschaftlich relevanten Spin – und ist dabei sehr persönlich. Fantum ist immer zu gleichen Teilen privat und öffentlich, Stars haben es schon immer geschafft, sich in unseren intimsten Gedanken einzunisten. Bei mir und Bey schien

das Timing perfekt. Zu diesem Zeitpunkt hatte ich sie noch als nette, poppige R’n’B-Sängerin abgespeichert. Ich sah sie vor allem als Hitmaschine, die mit einer unbestimmbaren Sexyness zur möglichst breiten Projektionsfläche für ein unterschiedlich rassifiziertes Publikum geworden war. Ein Jahr später machte Beyoncé das, was als „pulling a Beyoncé“ in die Musikgeschichte eingehen würde: Sie veröffentlichte das Album „Beyoncé“ ohne Promo, schlagartig über Nacht. Wow, dachte ich. Was für ein Album! Wirklich sexy, sophisticated und explizit für grown women – zu denen auch ich mich langsam zählte. Ein Erweckungsmoment. Wir erwachten zu „Beyoncé“ und Beyoncé „woke up like this“. Auf dem Song „***Flawless“, aus dem diese Zeile stammt, sampelte Beyoncé dann auch noch Chimamanda Ngozi Adichie, eine der Autor*innen, die ich in meiner Diss behandeln wollte – „Okay, that’s it“, dachte ich, wir waren füreinander bestimmt.

Au…