Von Muriel González Athenas

Wenn es um feministische und queerfeministische Wissensvermittlung geht, geht es immer auch um Geschichtsschreibung abseits der Dominanzgesellschaft und -geschichte. Immerhin wird parallel für etwas – für die eigene Existenz – und gegen etwas – gegen patriarchale Gewalt – gekämpft. Und so geht es nicht nur um das Erzählen von Erfolgsgeschichten. Es geht um das Wie: Wie haben sich Menschen, die diskriminiert, prekarisiert und verfolgt wurden, organisiert? Wie finde ich Zugang zu diesen

Informationen? Wo sind die Menschen, die es erlebt haben und davon berichten können? Die Auseinandersetzung mit diesen Fragen ist deshalb so wichtig, weil die Antworten nicht nur Wissen und ein Gefühl von Gemeinschaft vermitteln, sondern auch aktivistisches Handwerk lehren und Utopien bieten können.

Dass genau das – und somit auch der Austausch – oft fehlt, bemerkte ich, als im Winter 2021 in Köln und Düsseldorf bei einigen queerfeministischen Demos und Aktionen in meinem Umfeld statt von FLINTA* nur noch von FINTA die Rede war. Erst dachte ich, ich hätte mich verhört. So auch auf einer der letzten Demos zum 25.11., dem Tag gegen Gewalt gegen Frauen bzw. gegen FLINTA*. Als ich nachfragte, warum das L denn weggefallen ist, bekam ich von einer der organisierenden Frauen die Antwort: „Lesbisch sein ist halt nur eine sexuelle Orientierung, keine Identität und außerdem sind Lesben auch Frauen.“ Sagt wer? Ich fühlte mich in die 1980er-Jahre versetzt, in denen wir…