Von Isabella Caldart

Natürlich ist der Titel „Messer, Zungen“ eine Metapher, aber sie ist so nah dran am Inhalt des Romans, dass man sie fast wörtlich nehmen darf. Denn Sprache ist in Simoné Goldschmidt-Lechners Debüt zweifelsohne eine Waffe – oder zumindest ein Instrument. Ihr Roman ist ein Familienroman, aber nicht im klassischen Sinne: Die vielen kurzen, dichten Kapitel sind wie ein Mosaik, das anhand einer weit verzweigten Familie die Geschichte

eines Landes und seine Atmosphäre erzählt.

Goldschmidt-Lechner, die bisher vor allem als Übersetzerin und Podcasterin und durch die Teilnahme an diversen Literaturwettbewerben auf sich aufmerksam machte, nimmt ihre Leser*innen mit in die sogenannte Cape-Coloured-Community in Südafrika (und später nach Süddeutschland), ein Land mit elf Landessprachen und vielen weiteren Sprachen und Dialekten ohne offiziellen Status. Die Wahl der Sprache spielt eine zentrale Rolle in „Messer, Zungen“, in dem neben Deutsch auch viele Passagen, vor allem die Unterhaltungen, auf Englisch sind und in der Metaebene Sätze und Begriffe unter anderem aus dem schottischem Gälisch einfließen.

© Maik Gräf