Von Hengameh Yaghoobifarah

Für mich ist Sex in erster Linie eine Geschichte, die wir uns selbst erzählen über uns und die Welt und das andere“, heißt es in Evan Tepests Essay „Power Bottom“. „Ich denke mehr über Sex nach, als dass ich Sex habe.“ Fragmente aus Anekdoten, Theorie und Beichten verdichten sich zu einem Text über Begehren, Bottoming und BDSM.

2021 war Tepest mit „Power Bottom“ im Finale des Edit-Essay-Preises – nun der Einstieg in den gleichnamigen Essayband, die erste Buchveröffentlichung der*des Autor*in und Journalist*in. In sieben Texten seziert Tepest das Spannungsverhältnis zwischen Macht, Politik und Sex. Dabei berührt Tepest Themen wie die kulturelle Semiotik der Penetration, Scham, Unterwerfungskink, Religion, Sünde, Genuss, Porno, das Ehren lesbischer Vorfahren und queerer Ästhetik. Queerness als Möglichkeitsraum ist hier nicht nur Thema, sondern Praxis: Während Tepest darauf verzichtet, bekannte Basics aus feministischen, lesbischen und queeren Dis- kursen wiederzugeben, entstehen erfrischende und interessante Takes, komplex, vielschichtig und ohne Scheu vor Widersprüchen. Historische und zeitgenössische feministische und queere Theorie, Philosophie, Literatur und Popkultur sind die Eckpfeiler, an denen Te- pest die Leser*innen entlangführt auf dem Pfad durch den überwältigenden, manchmal unbe- haglichen, aber irgendwie immer au…