Unendliche Möglichkeiten
Von
Von baby_bi_96
Als ich letztes Jahr zum ersten Mal einen bi Mann kennenlernte, waren wir beide eigentlich dabei, unsere Comfort Zone zu verlassen und queerer zu daten. Das hieß für ihn: eher keine Frauen treffen; und für mich: eher keine Männer. Das funktionierte offensichtlich nur mäßig, doch das kleine Wörtchen „bisexuell“ in der Dating-App-Bio hörte sich für uns beide nach einem guten Kompromiss an. Aber ändert sich etwas an einer Datingkonstellation, die hetero gelesen wird, wenn beide bi sind? Neu war, mit einem Mann über Bisexualität zu bonden, statt internalisierte Male-Gaze-Dreier-Fantasien zu bedienen, wegen derer mein Outing als bisexuell sich gegenüber hetero Männern oft wider Willen nach Flirten anfühlte und Schamgefühle auslöste. Bi zu sein war bei uns dagegen eine Erfahrung, die wir teilten, auch wenn sich das genderspezifisch unterschiedlich ausdrückte.
Wir tauschten uns über unsere Unsicherheiten und Zugehörigkeitskrisen aus; erzählten uns offen und unvoreingenommen von anderen Crushes und Dates – und hatten gemeinsame Crushes. Weniger Fetischisierung, Konkurrenzkampf und Eifersucht, mehr „Omg, die Person find ich auch hot!“.
Wir lästerten über Männer und fantasierten von einem Dreier mit einem weiteren queeren Mann. Unsere sexuelle Bandbreite war größer, weil wir Sex kannten, der sich dem heterosexuellen Skript entzog. Auch im Alltag waren gegenderte Rollenbilder und Verhaltensweisen weniger klar verteilt. Er hatte die gepflegtesten Nägel, und wir teilten nicht nur hygienische Ansprüche, sondern auch den Emotional Load, und meistens war ich diejenige, die sich bedienen lieÃ…