Das Festessen
Kolumnist*in:
Von Vina Yun
Illustration: Gabriela Guarnizo
Jedes Jahr lade ich eine größere Runde von migrantischen und BIPoC-Freund*innen zum gemeinsamen Dinner ein. Für gewöhnlich gebe ich ja keine großartige Köchin ab – doch für diesen Anlass fahre ich meine koreanischen Kochkenntnisse in den Power-Modus hoch. Stundenlang stehe ich dafür in der Küche, schnipple, würze, mariniere, dünste und brate, was das Zeug hält.
Klassiker der koreanischen Küche wie Doenjang-Jjigae, ein würziger Suppeneintopf mit fermentierter Sojabohnenpaste, und Japchae,lauwarme Glasnudeln aus Süßkartoffelmehl mit Gemüse und wahlweise Fleisch, dürfen hier ebenso wenig fehlen wie typische Beilagengerichte wie Musaengchae, ein erfrischend-pikanter Rettichsalat, oder Sigeumchinamul, blanchierter marinierter Spinat. Hauptattraktion ist der Tischgrill, auf
dem dünn geschnittenes Rindfleisch (Tofu für die Vegetarier*innen) unter Zischen und Brutzeln im Eiltempo gart. Ich mache die Grillmeisterin und lege noch Scheiben von Portobello-Pilzen und Knoblauch dazu. Die gerösteten Teile werden sodann als Ssam in Salatblätter eingewickelt – komplementiert mit Ssamjang, einer sehr dicken, sehr aromatischen Dippsoße –, um schließlich als Fingerfood Richtung Mund zu wandern. Mampf!
Eng an eng sitzen wir zu Dutzend am Esstisch, von dem jeder Zentimeter mit Tellern und Schüsseln bedeckt ist. Eine Freundin, für die koreanisches Essen eine Premiere war, zeigte sich angesichts dieses ausufernden Genusses fassungslos: „Isst du jeden Tag so?“ – „Schön wär’s“, beruhige ich. Dennoch: Eini…