Interview: Sonja Eismann

Eigentlich wollte ich diese Diskussion mit der Frage beginnen, ob für euch Elternschaft bzw. Nicht-Elternschaft primär Genuss oder Verzicht bedeutet. Dann habe ich gemerkt, dass wohl die wenigsten Personen darauf eine eindeutige Antwort geben möchten oder können.
Sarah Diehl: Ich habe eine eindeutige Antwort und die basiert auf einem unglaublichen Privileg: Meine Nicht-Elternschaft empfinde ich als reinen Genuss, weil ich selbst dosieren kann, wie viel sozialen Kontakt ich habe. Das betrifft ja nicht nur die Bedürftigkeit von Kindern, sondern die ganzen Formalitäten und Zwänge, die damit einhergehen.
Finna: Ich glaube, es ist sehr schwer, darauf als Elternteil eine Antwort zu geben, weil ja

immer noch ein Kind mit dranhängt, auf das sich das mit dem Genuss oder Verzicht bezieht. Ich denke, dass die Frage ohne Kinder leichter zu beantworten ist.
Bettina Wilpert: Ich kann das nicht eindeutig beantworten, weil ich den Begriff Verzicht in diesem Kontext nicht so mag. Dadurch wird ein Narrativ verfolgt, à la: Wenn ich Elternteil werde, ist mein Leben für immer vorbei. Das stimmt so nicht oder muss nicht stimmen, wenn eine*r sich z.B. gleichberechtigt in die Elternschaft reinteilt oder mehrere Bezugspersonen da sind.
Mono Welk: Ich finde es schwierig, hier von Entweder-oder zu sprechen. Immer wenn ich mich für eine Beziehung und die damit verbundene Beziehungsarbeit entscheide, entscheide ich mich ja auch gegen eine andere Beziehung, weil soziale, emotionale und organisatorische Kapazitäten begrenzt sind. Klar unterscheiden sich Eltern-Kind-Beziehungen, da Kinder auf die Care-Arbeit von Erwachsenen angewiesen sind und somit Verantwortlichkeit anders gewichtet ist. Das bedeutet aber nicht, dass ich als sorg…