Die Comic-Künstlerin bewundert die Rebellion der Shoah-Überlebenden Emmie Arbel, die sich niemals zum Opfer machen lässt. Foto: Martin Friedrich, Illustration: Barbara Yelin
Emmie Arbel ist eine der letzten noch lebenden Holocaust-Überlebenden. Sie reist als Zeitzeugin regelmäßig in die Gedenkstätte Ravensbrück, wo wir einander vorgestellt wurden. Das war 2019 im Rahmen des Forschungsprojekts „Visual Storytelling and Graphic Art in Genocide and Human Rights Education“. Wir stellten fest, dass wir gut miteinander sprechen können, und beschlossen, gemeinsam zu arbeiten. Ich war sehr dankbar für ihr Vertrauen, mich ihre Geschichte mit den Mitteln der Kunst weitererzählen zu lassen. Wenig später besuchte ich sie für weitere Gespräche in Israel und es zeigte
sich, dass es mehr zu erzählen gibt als nur den geplanten Beitrag der Anthologie „Aber ich lebe“. Die Idee für eine Graphic Novel über ihr Leben entstand.
Mir war von Anfang an klar, dass ich mich hier auf etwas Größeres einlasse. Schon die ersten Gespräche mit Emmie haben mich stark beeindruckt und überwältigt. Das hat nur bestätigt, dass ich diese Geschichte unbedingt erzählen wollte. Emmie ist keine laute Person: Sie ist klar, trocken, eigenständig – und sie hat sehr feine Sensoren. Manchmal weinten wir. Sie zog dabei immer ihre Grenzen.
Die Bilder, die für die Graphic Novel entstanden, wurden zu einer Sprache für uns. Die Zeichnungen habe ich stets mit Emmie besprochen, meine Skizzen haben uns zu neuen Fragen und Details geführt. Oft waren auch Emmies Töchter während unserer Gespräche anwesend. Über die Zeit sind wir zusammengewachsen.
Meine Arbeit ist wie eine Brücke, ich erzähle Emmies Geschichte weiter, doch möchte ich ihr auch Raum lassen. Es ging oft darum, Unsag…