Wie steht es um die Rettung des Missy Magazines?

Stand Oktober 2023
von Ulla Heinrich, Geschäftsführung

Wir wissen, dass viele von euch mittlerweile ein Missy-Abo abgeschlossen und zusätzlich auch der eigenen Oma, Nachbar*in und besten Freund*in ein Abo geschenkt haben. Danke, das ist toll! Wir können durch eure Unterstützung alle geplanten Hefte für 2023 umsetzen und unser Minus aus der ersten Jahreshälfte ausgleichen.

Kam die Krise als Überraschung?

Ja, Missy ist in den letzten vier Jahren langsam, aber kontinuierlich gewachsen. 2023 war das zum ersten Mal nicht der Fall, im Gegenteil, es gab viele Abo-Kündigungen und Kostenanstiege, mit denen wir so nicht gerechnet haben. Weniger Einnahmen, höhere Kosten = nicht genug Geld.

Ist das Missy Magazine gerettet?

Nein, ist es nicht! Damit die Missy weiterhin für alle erschwinglich bleibt, wollen wir einen günstigen Abopreis von 40 Euro für 6 Hefte weiterhin gewährleisten. Doch durch den massiven Anstieg der Produktionskosten und vieler Kündigungen (da auch 40 Euro im Jahr für viele Menschen aktuell zu teuer ist), brauchen wir schlichtweg mehr Geld. Also mehr Abonnent*innen, um als Verlag, als Magazin und als feministischer Arbeitsplatz überleben zu können.

Missy braucht noch mal 1.500 neue Abonnent*innen. Hier kannst du dein Basis-Abo upgraden.

Das Missy Magazine hat keine fetten Werbebudgets, keine großen Partner*innen. Mehr Abos können wir also nur gewinnen, wenn du das weitersagst, Missy weiter empfiehlst, unseren Aufruf teilst und Abos verschenkst. 

Wie viele Abonnent*innen hat Missy aktuell?

Missy hat 20.000 Abonnent*innen

Menschen, die das Missy Magazine wichtig finden, gibt es viele – im Unterschied zu den Menschen, die für unseren Journalismus tatsächlich zahlen. Als unabhängiger Verlag kann es uns  nur geben, wenn unsere Arbeit bezahlt wird. Von Sympathiebekundungen lassen sich keine Löhne bezahlen und kein Heft drucken. Unser Heftpreis ist solidarisch. Mit einem Jahresabo kostet dich Missy 3,33 Euro im Monat. 

Wir möchten, dass feministischer Journalismus zugänglich ist: für Menschen mit geringem Einkommen, für Menschen, die ihre Familien unterstützen, für Menschen, die keinen Job haben. Damit dieses Konzept aufgeht, müssen wir mehr werden.

Wenn man auf den Feminismus-Hype der letzten Jahre schaut und darauf, wie viele Menschen unseren Content in den Sozialen Medien kostenfrei konsumieren, unseren Newsletter lesen, unsere Podcasts hören etc., dann klingt das wenig. Wenn jede*r Abonnent*in Missy-Botschafter*in wird und eine*n neue*n Abonnent*in gewinnt, ist Missy easy über den Berg! 

Wir wollen diese Krise meistern und weiterhin ein wichtiger Teil der deutschsprachigen linken Medienlandschaft sein. Das heißt auch: stabil gegen Rechts und Konservative bleiben, feministische Utopien entwickeln und leben, Spaß haben mit dem neuesten heißen Scheiß aus Pop und Kultur und feministische Kämpfe konsequent intersektional denken. 

Warum setzt ihr nur auf Abos?

Wir glauben daran, dass wir unsere Arbeit mit unserem Produkt, dem Magazin, finanzieren können. Unser Produkt ist gut, unser Magazin wird gewollt – das haben wir spätestens bei der #RetteMissy-Kampagne im Juli 2023 verstanden. Wir möchten unseren günstigen und solidarischen Preis erhalten, deshalb müssen wir auf Masse setzen. In 15 Jahren Missy Magazine haben wir außerdem schon so Einiges ausprobiert, und nichts hat nachhaltig funktioniert: Querfinanzierung durch Veranstaltungen (nicht genug Gewinn, wenn man nicht brutal kommerziell werden will), Querfinanzierung durch Zusatzprojekte (nicht genug Gewinn, aber richtig viel zusätzliche Arbeit), Querfinanzierung durch Kooperationen mit anderen Verlagen, Querfinanzierung durch Merch und natürlich die Suche nach feministischen und großzügigen Spender*innen: Du kannst es dir denken – davon hat nichts funktioniert.

Was bedeutet denn diese Unabhängigkeit und warum ist sie so wichtig?

Unabhängigkeit ist der Kern unserer Arbeit. Es gibt nicht mehr viele vergleichbare Verlage in Deutschland. Viele Verlage sind groß, gewinnorientiert, wenige sind links, kein anderer ist konsequent feministisch. Im Eigenverlag zu erscheinen heißt für uns, dass wir alle Entscheidungen, die das Magazin und unsere Arbeit betreffen, selbst treffen. Niemand kann uns vorgeben, wer auf unser Cover kommt oder verordnen, dass wir in der Krise Kolleg*innen entlassen müssen. Niemand kann uns einfach abschaffen, weil wir keine Gewinne generieren. Niemand kann unsere Artikel verändern oder uns einen Karriere- und Selbstoptimierungfeminismus aufdrücken, den wir nicht wollen. Wir müssen keine Produkte promoten (außer wir wollen das) und wir sind von Regierungswechseln nicht ganz direkt betroffen. Wir können kritisieren, wen wir möchten und müssen keine Stakeholder oder Investor*innen glücklich machen. Wir müssen nur mit Partner*innen zusammenarbeiten, die wir vertretbar finden.  In wirtschaftlichen Krisenzeiten ist der Preis der Unabhängigkeit hoch, aber it’s worth it! Wir wollen Missy nicht anders machen.

Gibt es keine Fördermöglichkeiten für Missy?

Viele von euch haben gefragt, warum wir keine Förderung beantragen. Die Antwort ist simpel: weil es keine Förderung für unabhängigen Journalismus in Deutschland gibt. Wir könnten zusätzliche Projekte machen und versuchen, dafür Fördergelder zu gewinnen. Aber wir wollen nicht mehr Projekte, wir wollen nicht mehr Arbeit. Wir wollen die gute Arbeit, die wir bereits leisten, besser finanzieren. Wir sind nicht gemeinnützig und haben keine Kapazitäten, eine gemeinnützige Struktur zu verwalten. Wir sind Teil der freien Wirtschaft und müssen jeden Tag damit umgehen, dass wir ein soziales, politisches und linkes Unternehmen sind, das nach seinen eigenen Regeln spielt. Wir brauchen eure Unterstützung, damit wir vom Kapitalismus nicht ausgedribbelt werden.

Kann Missy Kosten sparen?

Wir drucken ab Ausgabe 05/2023, angesichts der aktuellen Papierkrise, auf dünnerem Papier. Außerdem hat das Heft ab jetzt, um Geld zu sparen, acht Seiten weniger. Wir haben hier zu gleichen Teilen an Anzeigen, Inhalten und Bildern gekürzt. Alle weiteren Kosten, die bei Missy anfallen, sind notwendig und auf Kante gestrickt: Unser Büro ist jetzt schon zu klein, um uns alle zu beherbergen, und wir haben in den meisten Teams zu wenig Personal für zu viele Aufgaben. Die größte Ausgabe, die Missy neben den Herstellungskosten für das Magazin hat, sind Personalkosten. Wir können die sowieso schon niedrigen Löhnen nicht kürzen. Mit diesem Gehalt leben die meisten von uns am Limit und müssen weitere Jobs machen, um über die Runden zu kommen. Kolleg*innen entlassen kommt für uns nicht in Frage: Wir ziehen das zusammen durch!

Das wird neu: Transparenz über Einnahmen und Ausgaben bei Missy

Damit du unsere Situation besser verstehen kannst, möchten wir transparent machen, für was wir bei Missy Geld ausgeben – und mit was wir Geld einnehmen. Ab jetzt wird es einen regelmäßigen Transparenzbericht über die Lage von Missy auf unserer Webseite geben. 

Missy ist ein kleines und übersichtliches Unternehmen. Wir machen keine Investitionen, wir gehen keine Risiken ein, wir haben keine überraschenden Ausgaben. Unser Ziel ist es, für uns selbst und unserer Auftragnehmer*innen (also Autor*innen, Illustrator*innen, Fotograf*innen, alle helping Angels) gute, solide und solidarische Arbeitsstrukturen zu schaffen – in denen Kinder bekommen, sich um die queere Wahlfamilie kümmern, krank sein oder einem Projekt nachgehen, das im Moment Freude bereitet, gewünscht ist und unterstützt wird. Wir wollen eine Arbeitgeberin sein, bei der wir feministische Werte leben können und somit ein Modell für ein unkommerzielles und unabhängiges feministisches Unternehmen werden können.

All das lässt sich nicht umsetzen, wenn die Ressourcen so knapp sind, wie sie momentan bei uns sind. Wir wollen Strukturen, in denen wir nachhaltig das machen können, was uns extrem wichtig ist: solidarischen, feministischen und linken Journalismus machen – und zwar unabhängig.

Missy in Zahlen:

  • Missy hat 20.000 Abonnent*innen (2019 waren es noch 7.000)
  • Bei Missy arbeiten 7 Personen in Teilzeit in der Printredaktion, 4 Personen in Teilzeit in der Onlineredaktion, 4 Personen in Teilzeit und freiberuflich im Art Department und 2 Personen in Teilzeit in der Geschäftsführung
  • Eine Ausgabe des Missy Magazines kostet, inklusive Produktionskosten und Personal,  100.000 Euro
  • Die Papierpreise für das Magazin sind seit 2021 um 43 Prozent gestiegen, unser Abopreis jedoch nur um 25 %
  • Unsere Ausgaben haben sich von 2022 zu 2023 sprunghaft um 1/3 erhöht
  • Die Einnahmen von Missy setzen sich zusammen aus Einnahmen durch das Printabo (59%), Einnahmen durch Anzeigen im Heft und Online (32%) und Einnahmen durch das Online-Abo (5%)

Future Missy

Missy soll nicht so bleiben, wie Missy im Moment ist. Das heißt auch: Wir wollen uns besser bezahlen, wir wollen mehr Kolleg*innen einstellen, um die, die da sind, vorm Burnout zu bewahren. Wir wollen unseren Pissy-Podcast weiterführen, den ihr liebt – wir haben im Moment einfach kein Geld, ihn zu produzieren. Wir wollen weiterhin journalistischen und aktivistischen Nachwuchs fördern, wir wollen alternative Arbeitsmodelle, wie die Vier-Tage-Woche, ausprobieren, wir wollen spannenden linken Online-Content in neuen Formaten produzieren, wir wollen deine fantastischen Veranstaltungen ankündigen und nicht alle Kooperationsanfragen absagen müssen, weil wir keine Kapazitäten haben. Wir wollen uns an gesellschaftlichen Transformationsprozessen beteiligen und für mehr Gerechtigkeit einsetzen. Und wir wollen Missy als Struktur nicht aufgeben, in die so viele von euch Liebe, Arbeitskraft und Geld gesteckt haben. Deshalb: lass uns gemeinsam Schwung nehmen und das Missy Magazine weiterhin erhalten. 

Kannst du an Missy spenden?

Wir nutzen die Plattform Steady für Spenden. Hier kannst du zwischen 5 Euro und 50 Euro im Monat an Missy zahlen und monatlich kündigen. Du kannst unter dem Stichwort „Spende” auch einen Betrag auf unser Konto überweisen: DE07 1005 0000 0190 0935 44 

Wir können keine Spendenquittungen ausstellen.

Eine Welt ohne Missy

Wollen wir nicht! Deshalb ist es wichtig, dass du Missy jetzt mit einem Abo unterstützt.