gabyberlinale-rahmen1Schön, schön, auch die Gewinnerin des diesjährigen 13. Panorama-Publikumspreises in der Kategorie Spielfilm ist eine Frau. Icíar Bollaíns Antikolonial-Film-im-Film „También la lluvia“, der vor dem Hintergrund des „Wasserkriegs“ von Cochamba und den Dreharbeiten zu einem kritischen Film über Kolumbus spielt, habe ich bereits in meinem Missy-blog „Es gibt Wichtigeres als Film“ besprochen – für mich gehört er zu den drei sektionsübergreifend besten Filmen der diesjährigen Berlinale. Warum er nicht im Wettbewerb lief – der in diesem Jahr eher lauwarm bis unterkühlt war, will sagen für meinen Geschmack von zu vielen antriebslosen und/oder fatalistischen Menschen handelte – ist mir ein Rätsel!
Platz 2 in dieser Kategorie belegte „Medianeras“, ein Film über zwei Menschen, Mariana und Martin, die im selben Block wohnen, sich aber nie kennenlernen, obwohl sich ihre Wege ständig kreuzen. Den Film habe ich mir nicht angeschaut, weil mir persönlich die Geschichte von vorneherein nicht gefiel. Aber wie ich mittlerweile gehört habe, kriegen sich die beiden sozialgestörten Menschen am Ende doch noch. Na also, nur Mut companeros und companeras!

4Platz 3 ging an den mäßig interessanten, sehr „westlastigen“ Youtube-Handyfilm „Life In A Day“, ich erinnere mich noch an einen Kritiker, der hinter mir saß und stöhnte „soweit sind wir schon“. Das stört mich nicht, aber eine problematische Art der Selbstdarstellung schon, wie beispielsweise der You-tubler, der die Kamera gnadenlos auf seinen weinenden Sohn draufhält (die Mutter muss wieder ins Krankenhaus, weil sie Krebs hat) – obwohl dieser ihn anweint, er soll die Kamera ausschalten. Da müsste frau eigentlich ein Zeichen setzen und aus dem Film gehen. Oder das verzweifelte Mädchen aus den USA, das gegen Ende des Films, in den letzten Minuten des 24. Juli 2010 , ihren Beitrag einstellt, weil sie den ganzen Tag ihrer Meinung nach vergeblich darauf gewartet hat, dass etwas Interessantes passiert. Die Selbstdarstellung im globalen Netz erscheint ihr der einzig mögliche Ausweg aus ihrem als belanglos empfundenen Leben. („Leben ist das, was passiert, während Du etwas anderes planst“, möchte man ihr mit John Lennons Worten aus dem Kinodunkel zurufen.) Außerdem schickte Produzent Ridley Scott dann doch auch ein paar Kamerateams in die entlegensten Flecken Erde – schließlich sollte der Film auch repräsentativ werden…

In der Kategorie Dokumentarfilm belegte der Film der weiblichen Regisseurin Britta Wauers „Im Himmel, Unter der Erde. Der Jüdische Friedhof Weißensee“ den ersten Platz, dicht gefolgt von Mika Kaurismäkis „Mama Africa“, den umfassenden Film über Miriam Makeba, der singende Botschafterin Südafrikas – über den ich in meinem blog auch bereits berichtet habe. Auf den dritten Platz hievten einige von den 23.000 Zuschauern, die über den Publikumspreis abgestimmt haben, den Film „We Were Here“ von David Weissmann, der zeigt, welchen traumatischen Einfluss die Aids-Epidemie in den 80er Jahren auf San Fransisco hatte.

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Die Preisverleihung findet morgen, Sonntag, den 20. Februar um 17 Uhr im CinemaxX am Potsdamer Platz statt.