Von Katja Peglow

We should all be Mirandas! So lautet ein populärer Slogan, der zurzeit das Internet und T-Shirts verschönert. 14 Jahre nach dem Finale der US-Kultserie bekommt die unterschätzteste aller „Sex and the City“-Figuren endlich ihre verdiente Anerkennung: Sechs Staffeln lang verkörperte Cynthia Nixon die erfolgreiche New Yorker Anwältin Miranda Hobbes. Besonders beliebt war die rothaarige Darstellerin damals nicht – unvergessen die Folge, in der niemand mit ihr einen Dreier wollte. In den hedonistisch geprägten 1990er-Jahren konnte man mit einer praktischen Kurzhaarfrisur eben keinen Blumentopf gewinnen.

© Patu

Als Stimme der Vernunft hatte es Miranda oft nicht leicht mit ihren beziehungssüchtigen Freundinnen: „Wie kann es sein, dass vier kluge Frauen über nichts anderes reden können als über ihre Männer?“ Zwar datete auch sie reichlich, machte Männer in ihrem arbeitsamen Leben aber nie zum Mittelpunkt ihres Universums. Generell war ihr Ausgehverhalten viel progressiver als das ihrer statusbesessenen Peergroup. Männer konnten ihr nur selten beruflich oder finanziell das Wasser reichen. Sie datete – whoa! – sogar außerhalb ihrer sozialen Schicht und zog nach Brooklyn, bevor es hip wurde.

Miranda wurde oft unterschätzt. Dabei studierte sie in Harvard und kämpfte sich in einer renommierten New Yorker Anwaltskanzlei gegen alle sexistischen Widerstände bis nach oben. Trotz einer Sechzig-Stunden-Woche nahm sie sich Zeit für ihre geschwätzigen Freundinnen. Carrie mag zwar die schickeren Outfits getragen haben, dafür bekam Miranda aber die realistischsten Storylines. Die schönsten Geschichten schreibt aber immer noch das echte Leben: Kürzlich gab die Schauspielerin und Aktivistin auf Twitter bekannt, Gouverneurin von New York werden zu wollen. Go, Miranda!

Dieser Text erschien zuerst in Missy 03/18.